Bauforschung

Skizze des Bergfrieds von Friedrich Pützer 1897

1897 zeichnet der Architekt Friedrich Pützer den Bergfried der Tomburg. Erkennbar sind Erdgeschoß, 1. und 2. OG sowie der gesprengte Mauerring, der in den 1970er Jahren wieder geschlossen wurde. Die Größenverhältnisse im Vergleich zu dem kleinen Jungen erscheinen stimmig, aber der Bergfried ist sehr gedrungen dargestellt. – Pützer war einer der Illustratoren von Paul Clemen für seinen Katalog der »Kunstdenkmäler der Rheinprovinz«, Düsseldorf 1898. Fig, 68 »Todenfeld. Tomburg, Ansicht des gesprengten Bergfrieds«. In: Band 4, II, S. 369. Gesamtwerk: LinkExt Digitale Bibliothek – Münchner Digitalisierungszentrum

Bauforschung

Die Bauforschung richtet den Blick auf die erhaltene Bausubstanz einer Burgruine und fragt, welche Elemente einer Burganlage sich im Gelände bestätigen lassen? Wo haben diese gelegen und in welcher räumlichen Beziehung stehen sie zueinander? Aus der Anordnung vereinzelter Ruinenteilen kann manchmal die wahrscheinliche Lage weiterer, bisher unbekannter Baukörper geschlossen werden. Ein Puzzle in 3D, dem wir uns durch die Auswertung verschiedener Quellen nähern können, diese sind:

  • Archäologie
  • Historische Fotos, Zeichnungen, Stiche
  • Historische Karten
  • Textquellen
  • Mündliche Überlieferung (oral history)

Leider gibt es von der Tomburg nur sehr wenige historische Abbildungen; die Skizze von Pützer ist wahrscheinlich die einzige aus der Zeit vor 1900.

Weil bildliche Darstellungen fehlen sind wir in besonderem Maße auf Textquellen angewiesen, in denen sich Beschreibungen der Tomburg finden. Ein schönes Beispiel stammt aus dem Jahr 1844. Ernst Moritz Arndt besucht auf seinen »Wanderungen aus und um Godesberg« auch den Tomberg und beschreibt seine Eindrücke auf zwei Seiten:

„Spuren der ordnenden Menschenhand“, in: Ernst Moritz Arndt: Wanderungen aus und um Godesberg. Bonn 1844, S. 240. LinkExt Bayerische Staatsbibliothek Digital

  • »Die Burg, zu welcher man unter den mächtigsten Buchen emporklimmt (…)«
  • »ist durch einen stattlichen Thurm eines der schönsten Merkzeichen der Gegend.«
  • »Dieser Thurm trägt in seinem Umkreise in einzelnen zierlich gehaltenen Gängen und Pfaden in gepflanzten Bäumen und in einem nett angelegten kleinen Weinberge elegisch die Spuren der ordnenden Menschenhand der jüngsten Zeit.«
    Die Menschenhand gehört Freifrau Charlotte Luise Ernestine von Vincke, die einen Weinberg hat anlegen lassen.
    In einer historischen Karte hat Geometer Wenzel seine Existenz schon für das Jahr 1823 im Urhandriß mit dem Eintrag in einer Parzelle belegt: ›Frfr. von Vinke zu Flamersheim – Weingarten‹.

Betrachten wir alle Hinweise zusammen, erhalten wir für den Tomberg einen Zustandsbericht aus dem Jahr 1844. Wir sind am Vorabend des zerstörerischen Tagebaus am Berg. Es ist das Jahr der Teilung und dem folgenden Verkauf der meisten Hangparzellen an künftige Steinbruchbetreiber aus Wormersdorf
(vgl. Geschichte LinkInt »Tomburg als Spekulationsobjekt«).

Ausschnitt v. Urhandriß, Section A „Tomberg“, Ite Abtheilung in zwei Blättern, IItes Blatt. Maerz 1823 von F. P. Wenzel Kat.-Geometer.

Freifrau von Vincke hatte offenbar die Ruine und ihr Umfeld in einen romantischen Garten verwandelt. Ihr Weingarten lag im oberen Drittel des heutigen Aufwegs. An einer Stelle sind heute noch die Reste einer Stützmauer erkennbar, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie zu den Terrassen ihres Weingartens gehörten. Eine archäologische Untersuchung könnte Aufschluß geben über den genauen Verlauf und Länge ehemaliger Terrassierungen. Durch einen quer verlaufenden Sondierungsschnitt ließe sich auch die Ausdehnung am Hang ermitteln.